Wozu Java

Machen wir uns nichts vor: Nach dreißig bis vierzig Jahren Programmieren im Informatikunterricht bewirkt diese Art von Unterricht, dass der größte Teil der so Unterrichteten, oft um die 80 Prozent, meist schon in der Sekundarstufe II befindlich, frustriert das Handtuch wirft. Und das bei einer Klientel, die überwiegend freiwillig und oft hoch motiviert ein neues Fach wählt. Wie würde es da erst bei einem Pflichtfach Informatik aussehen? Die Frage ist nicht rhetorisch gemeint – immerhin fordert die Gesellschaft für Informatik (GI) in Kenntnis dieser Ausgangslage ein Pflichtfach ,,Informatik für alle“ in der Sekundarstufe I, und sie beschreibt dies in ihren Grundsätzen und Standards für die Informatik in der Schule (AKBSI, 2008) mit einem gehäuften Teil Algorithmik einschließlich Implementation. Angaben dazu, wie das zu erreichen sein soll, bleibt sie leider schuldig. Die Unterrichtenden und die – immer noch spärlich vertretene – Didaktik der Informatik an den Hochschulen haben auf diese Situation durchaus reagiert. ,,Informatikunterricht ist kein Programmierkurs“ – natürlich nicht, diese Debatte hat sich erledigt. Andere Themen wie Kryptologie, Datenbanken, Modellierungstechniken und Graphentheorie finden ihren berechtigten Platz sowohl im Unterrichtsgeschehen als auch in den Aufgaben des Zentralabiturs (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2008). Es wird erheblich weniger implementiert als früher. Wenn überhaupt Algorithmik betrieben wird, lässt man gegebene Algorithmen erforschen und nachvollziehen; Programmtexte, wenn überhaupt vorhanden, werden ,,dekonstruiert“. Systeme werden mit völlig unterschiedlichen Methoden modelliert, und das bei Aufgaben, die auf das Zentralabitur vorbereiten, also in wenigen Minuten erfassund bearbeitbar sein müssen. Solche Systeme können aber intuitiv verstanden werden, benötigen also in Wirklichkeit gar keine Modellierung (vgl. Strecker, 2009). Für den Unterricht ist das verhängnisvoll, denn die Lernenden erfahren so, dass von ihnen im Unterricht Unnötiges bzw. Unsinniges verlangt wird. Vor dem Zentralabitur hatten Modellierungstechniken im Projektunterricht ihren sicheren und sinnvollen Platz; ohne sie ging es nicht. Mit Zentralabitur und den damit verbundenen typischen Aufgaben erscheint diese Praxis in der Schule weitgehend als Bürokratie. Wir haben damit ein Beispiel, wie sich zwei gegenläufige, einzeln durchaus sinnvolle Entwicklungen konterkarieren. Für den Praktiker sind die Vorgaben zum Zentralabitur und die dazu veröffentlichten Aufgabenbeispiele wesentliche Orientierungspunkte seines Unterrichts. Schließlich wird dessen Erfolg an der Bewältigung solcher Aufgaben gemessen. Nehmen wir als Beispiel eine Aufgabe des Informatik-Abiturs 2010 in Niedersachen (EA-Fach, d. h. Leistungskursniveau), dann konnte dort eine glatte Eins erreicht werden, ohne eine einzige Zeile Programmtext zu schreiben. Auch das ist eine Konsequenz der Probleme, die beim Programmieren im Unterricht auftreten. Natürlich sind nicht alle Aufgaben